Hallo! Ich bin gerade in der aktuellen Augustinausgabe auf einen Artikel gestoßen, der mein Interesse geweckt hat. Besonders ein Satz hat ich zum Nachdenken gebracht: ,,Die Frau gefährdet ihr Kind durch ihr schlichtes Menschsein, wenn sie auch eigene Bedürfnisse hat." Und ,,Die Ressource Frau, die in unserer Gesellschaft für unbezahlte Fürsorgearbeit kontinuierlich und selbstverständlich angezapft wird, spricht in dieser Ausstellung durch die Kunst". Gemeint ist die Ausstellung Rabenmütter im Linzer Kunstmuseum Lentos.
Was hält ihr von diesen Aussagen? Muss die Frau heutzutage tatsächlich noch immer so stark zurückstecken und für ihr Kind da sein? Muss sie eigene Bedürfnisse stärker unterbinden als der Vater? Wird sie schneller als schlechte Mutter tituliert, als ein Vater als schlechter Vater.
ZitatMuss die Frau heutzutage tatsächlich noch immer so stark zurückstecken und für ihr Kind da sein?
Was heißt "noch immer"? MMn muss eine Mutter IMMER im Zweifelsfall zurückstecken wenn es um das Wohl des Kindes geht! Damals genauso wie heute.
Nur wird das heute allgemein etwas lockerer gesehen. Da wird halt das Kind gleich mal zu Großeltern oder in die Kinderkrippe abgegeben, weil es ja sonst für die Mutter "so anstrengend" ist.
ZitatMuss sie eigene Bedürfnisse stärker unterbinden als der Vater?
Das ist mMn differenzierter zu betrachten. Die Situation, wie so oft so ist und wie ich sie mir für mich auch vorstelle, ist folgende: Die Mutter ist in Karenz und der Vater geht arbeiten, "versorgt" die Familie. Solange das so ist, wird es immer die Mutter sein, die sich mehr um das Kind kümmert und zu der das Kind dadurch automatisch eine stärkere Bindung hat. In Folge dessen steckt die Mutter vielleicht auch mehr zurück als der Vater, da sie einfach "mehr" für das Kind "da ist".
Was nicht heißen soll, dass der Vater von jeglichen Pflichten freigesprochen ist. Hätte ich einen Mann, der sich gar nicht um das Kind kümmert, wäre er nicht mehr lange mein Mann. Hingegen würde ich niemals von ihm verlangen, die Arbeit mit dem Kind genau 50:50 aufzuteilen.
ZitatWird sie schneller als schlechte Mutter tituliert, als ein Vater als schlechter Vater.
Sehe ich auch nicht so.
Es kommt immer drauf an, ob einer von beiden oder gar beide arbeiten (müssen). Je nach Ausmaß kann man dann auf sein Kind schauen. Derjenige, der zuhause ist, natürlich mehr als derjenige, der arbeiten geht.
Es gibt aber auch Situationen (Beispiel aus meinem eigenen Umfeld, leider), wo beide Elternteile zuhause sind, weil arbeitslos bzw. Karenz. Und die das Kind trotzdem jeden Tag zu den Großeltern bringen. Sowas sind für mich Rabeneltern, und zwar Mutter genauso wie Vater.
Ich möchte gerne weiter arbeiten, auch wenn ich ein Kind habe. es wird aber einfach erwartet (habe ich das Gefühl), dass die Mutter, die das Kind ja austrägt, danach auch bei iihm zu sein hat. Ich denke, ich wäre dann auch gerne bei und mit meinem Kind. Aber mir zumindest die Option, das mein Mann es übernimmt, offen halten zu können, wäre mir wichtig.
Zitat von: ricz am 05.12.2015 15:25
Was heißt "noch immer"? MMn muss eine Mutter IMMER im Zweifelsfall zurückstecken wenn es um das Wohl des Kindes geht! Damals genauso wie heute.
Nur wird das heute allgemein etwas lockerer gesehen. Da wird halt das Kind gleich mal zu Großeltern oder in die Kinderkrippe abgegeben, weil es ja sonst für die Mutter "so anstrengend" ist.
Hallo? Wie soll man denn das verstehen? Was ist an einem Kindergarten denn so schlecht? Die Tatsache, dass Kinder soziales Verhalten lernen? Ich kann es mir finanziell nicht leisten, dass ich nur Hausfrau und Mutter bin. Dafür ist das Leben heut zu Tage viel zu teuer und ein Kind in den Kindergarten zu stecken, hat nun nichts mit "anstrengend" zu tun. Wie sonst soll das Kind mit anderen Kindern in Kontakt kommen, Freundschaften knüpfen?
Jeder Mensch hat Bedürfnisse. Die kann man nicht einfach abschalten. Zurück stecken ja, aber nicht einfach vergessen. Das ist unmöglich
@Schildkröte:
Ich meinte dabei nicht den Kindergarten ;) Wie du vielleicht weißt, bin ich Lehrerin, und kenne mich gut damit aus, wie und wann ein Kind sozialisiert werden sollte ;)
Nein, ich meine damit Mütter (und da kenn ich leider persönlich welche), denen es in den ersten Monaten schon zu anstrengend ist, auf ihr Kind zu schauen, und es deswegen abgeben (wo auch immer). Obwohl sie eigentlich zuhause sind und NICHT arbeiten gehen! Und da denke ich mir dann immer, wieso solche Leute überhaupt Kinder in die Welt setzen.
(Und übrigens, neben dieser Sozialisierung braucht ein Kind auch Nestwärme, Liebe und Geborgenheit der Eltern - die man ihm nur geben kann, wenn man ausreichend Zeit mit seinem Kind verbringt ;) damit meine ich nicht dich, sondern solche Leute, die ihr Kind den ganzen Tag bei den Großeltern haben und selbst mal am Nachmittag quasi "auf Besuch" kommen)
Mir ist durchaus bewusst, dass es den meisten Müttern aus finanzieller Sicht nicht möglich ist, länger als 2 Jahre zuhause zu bleiben. Aber wie gesagt, das habe ich damit nicht gemeint.
ZitatJeder Mensch hat Bedürfnisse. Die kann man nicht einfach abschalten. Zurück stecken ja, aber nicht einfach vergessen. Das ist unmöglich
Niemand spricht von "Bedürfnissen abschalten oder vergessen". Aber es ist automatisch so, dass man als Elternteil Opfer bringt. Und das macht man ja wohl hoffentlich auch gerne?!
Ich denke mir nur immer, die Generationen vor uns mussten noch viel mehr zurückstecken, in vielen Bereichen. Aber da ist wohl nie so gejammert worden.
Da hat nicht einfach jeden Tag wer die Kinder abgenommen, dass man selbst "frei" hatte. Ich bin ganz normal von 4-6 Jahren in den Kindergarten gegangen (hat zur Sozialisierung vollkommen ausgereicht ;) ) und vorher hat meine Mama auf uns geschaut. Nicht die Großeltern, sondern die Eltern. Meine Eltern konnten es sich auch nicht einfach leisten - deswegen ist meine Mutter nachts putzen gegangen, um auch etwas zu verdienen und gleichzeitig tagsüber auf die Kinder zu schauen. Damit will ich nur sagen - alles ist möglich, wenn man bereit ist zurückzustecken! Nur sind die meisten Eltern heutzutage nicht mehr dazu bereit, so kommt es MIR halt vor.
@blaukleid:
Wenn du dir das mit deinem Mann so einteilst, sehe ich da überhaupt kein Problem! Im Gegenteil, ich finde es super, dass es Männer gibt, die diese Arbeit mit dem Kind gerne übernehmen möchten. Schließlich sind Mann UND Frau die Eltern des Kindes, also können auch beide gleichermaßen schauen! Ich denke nicht, dass "die Gesellschaft" das verwerflich findet, zumindest in meinem Umfeld nicht.
Mutter sein ist sicher eine der herausforderndsten aber auch schönsten Aufgaben, die man übernehmen kann. Allerdings ist Mutter sein weder ein Teilzeitjob noch eine Nebensache, sondern vor allem ist es in den ersten Jahren überaus wichtig, ausschließlich für das Kind/die Kinder da zu sein. Das liegt in der Natur. Kinder brauchen intensive Betreuung und die wünschen sie sich einfach in erster Linie durch die Mutter, auch wenn sich der Vater oder Großeltern beteiligen.
Wir leben in einer Zeit, wo man Kinder bewusst planen kann. Das heißt man kann durchaus schon vorher Geld sparen, um sich das zu Hause bleiben auch leisten zu können. Oder man verzichtet eine Zeit lang auf 3 Urlaube im Jahr und das jährlich neue Smartphone. Kinder wünschen sich in erster Linie Zeit und Zuneigung, Aufmerksamkeit, Förderung, Geborgenheit..........
Eine Sozialisierung halbtags ab 3 oder 4 Jahren im Kindergarten sollte ausreichen, wenn ich mich vorher intensiv meinem Kind widme. Ein Kind wird auch im Familien- und Freundeskreis sozialisiert.
Ich sehe oft, wie müde die Kinder sind, die von 8 bis 16 Uhr im Kindergarten sein müssen - und dann noch von ihren gestressten Eltern abgeholt werden, die nach ihrem Arbeitstag auch ein bisschen Erholung brauchen könnten. Für mich passt ganztags arbeiten und Kinder aufziehen so gar nicht zusammen. Das wäre so, als würde man versuchen 2 Ganztagsjobs zu vereinbaren.
Ein kleiner Buchtipp: Erwin Ringel - Die ersten Jahre entscheiden.
Ich würde mir niemals anmaßen, jemanden als Rabenmutter zu bezeichnen - auch wenn ich mir den Lebensentwurf einer anderen Person nicht für mich selbst vorstellen kann (ebenso wenig würde ich jemanden als Hausmütterchen o.ä. bezeichnen).
ZitatWas hält ihr von diesen Aussagen? Muss die Frau heutzutage tatsächlich noch immer so stark zurückstecken und für ihr Kind da sein? Muss sie eigene Bedürfnisse stärker unterbinden als der Vater? Wird sie schneller als schlechte Mutter tituliert, als ein Vater als schlechter Vater.
Und ja, Mütter müssen auch heute zurückstecken. Vlt. sogar mehr als früher, weil heute noch viel mehr erwartet wird: Job, Familie, eine Top-Figur 2 Monate nach der Geburt etc. - Und das alles soll einem leicht von der Hand gehen, immer lächelnd, immer fröhlich.
Ich denke auch, dass nach wie vor von Frauen mehr erwartet wird, dass sie ihre Bedürfnisse zurückstellen. Keiner fragt einen Mann, warum er denn nicht Teilzeit arbeite oder zu Hause bleibe. Nicht einmal bei alleinerziehenden Vätern wundert sich wer, dass er dennoch Vollzeit arbeitet. Frauen hingegen werden kritisiert, wenn sie nicht zu Hause bleiben, wenn sie "zu früh" wieder arbeiten anfangen.
Ich denke, jeder muss für sich selbst entscheiden können, wie und wie viel er/sie sich der Kindererziehung widmen kann und will. Ja, Kinder brauchen Liebe, Sicherheit. Das kann man aber auch geben, ohne 24h zu Hause zu sein. Und wenn ein Elternteil mit der Rolle zu Hause nicht glücklich ist, so kann es auch für alle Beteiligten besser sein, wenn dieser Elternteil arbeitet und in der Zeit, in der er für das Kind da ist, glücklich ist und sich dem Kind voll widmen kann.
Das ist leider meiner Meinung nach wirklich ein Problem unserer Gesellschaft. Da Frage ich mich wie sollen wir absolute Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau erreichen, wenn dann Frauen selbst andere Mütter als Rabenmütter bezeichnen, weil sie aus welchen Gründen auch immer eine Beschäftigung nachgehen? Warum werden da Männer nicht kritisiert?
Der Lebensentwurf jedes einzeln sieht anders aus und von außen weiß man nie wie die Pläne aussehen. Vielleicht ist das Kind in Fremdbetreuung, weil nun wirklich das Beste für das Kind ist (besondere Bedürfnisse) weil es finanziell nicht anders Tragbar ist (jeder sieht diesen Aspekt anders) ,....
Zitat von: Sally am 07.12.2015 08:36
Wir leben in einer Zeit, wo man Kinder bewusst planen kann. Das heißt man kann durchaus schon vorher Geld sparen, um sich das zu Hause bleiben auch leisten zu können. Oder man verzichtet eine Zeit lang auf 3 Urlaube im Jahr und das jährlich neue Smartphone. Kinder wünschen sich in erster Linie Zeit und Zuneigung, Aufmerksamkeit, Förderung, Geborgenheit..........
Wow :o von so einem Gehalt träume ich nur. Sicher ist es wunderbar wenn man soviel verdient, dass man sich ohne Kind schon so viel Luxus leisten kann. Aber wenn man sich das Einkommensniveau in Österreich ansieht trifft das leider auf die Mehrheit der arbeiteten Bevölkerung nicht zu. Meistens müssen schon beide Partner aus finanziellen Gründen arbeiten gehen obwohl sie nur zu Zweit sind. Mit Kind ist es aus finanzieller Sicht dann noch wichtiger, dass beide Partner arbeiten gehen können.
Zitat von: nnblm am 07.12.2015 09:35
Ich würde mir niemals anmaßen, jemanden als Rabenmutter zu bezeichnen - auch wenn ich mir den Lebensentwurf einer anderen Person nicht für mich selbst vorstellen kann (ebenso wenig würde ich jemanden als Hausmütterchen o.ä. bezeichnen).
Und ja, Mütter müssen auch heute zurückstecken. Vlt. sogar mehr als früher, weil heute noch viel mehr erwartet wird: Job, Familie, eine Top-Figur 2 Monate nach der Geburt etc. - Und das alles soll einem leicht von der Hand gehen, immer lächelnd, immer fröhlich.
Ich denke auch, dass nach wie vor von Frauen mehr erwartet wird, dass sie ihre Bedürfnisse zurückstellen. Keiner fragt einen Mann, warum er denn nicht Teilzeit arbeite oder zu Hause bleibe. Nicht einmal bei alleinerziehenden Vätern wundert sich wer, dass er dennoch Vollzeit arbeitet. Frauen hingegen werden kritisiert, wenn sie nicht zu Hause bleiben, wenn sie "zu früh" wieder arbeiten anfangen.
Ich denke, jeder muss für sich selbst entscheiden können, wie und wie viel er/sie sich der Kindererziehung widmen kann und will. Ja, Kinder brauchen Liebe, Sicherheit. Das kann man aber auch geben, ohne 24h zu Hause zu sein. Und wenn ein Elternteil mit der Rolle zu Hause nicht glücklich ist, so kann es auch für alle Beteiligten besser sein, wenn dieser Elternteil arbeitet und in der Zeit, in der er für das Kind da ist, glücklich ist und sich dem Kind voll widmen kann.
Da kann ich dir nur zustimmen.
Sally, ich stimme deinem Post total zu!
Auch ich sehe durch meinen Job bedingt, dass viele Kinder mehr Zeit in der Schule/Nachmittagsbetreuung verbringen, als zuhause mit ihrer Familie. Diese Kinder sind es meistens auch, die schon mit 2 Jahren (wenn nicht früher) vollzeit in den Kindergarten gehen, also von Früh bis späten Nachmittag.
Man kann die Einrichtungen so lieb und freundlich gestalten wie es nur geht - es wird niemals das Zuhause und die Familie ersetzen!
Und auch ich denke, dass man das Kinder kriegen sehr gut planen kann. Wenn ich mir finanziell mit einem Kind schon schwer tue, muss ich mich halt fragen, ob ich dann noch ein zweites, drittes,... bekommen will und zu welcher Zeit.
Zitat von: ricz am 07.12.2015 07:53
Ich denke mir nur immer, die Generationen vor uns mussten noch viel mehr zurückstecken, in vielen Bereichen. Aber da ist wohl nie so gejammert worden.
Da hat nicht einfach jeden Tag wer die Kinder abgenommen, dass man selbst "frei" hatte.
@ricz: Daher der Ausdruck "noch immer". Weil es früher noch stärker als die Aufgabe der Mutter gesehen wurde, sich um das Kind zu kümmern. heute ist es die Aufgabe beider Eltern. Und beide kümmern sich im Idealfall.
Ich finde aber schon, dass es trotzdem gesellschaftlich stärker als die Aufgabe der Mutter gesehen wird, Zuhause zu bleiben. Auch wenn die Mutter arbeitet und auf das geld angewiesen ist, habe ich schon mitbekommen, dass über sie gelästert wird (oft durch andere Mütter, die selbst nciht arbeiten). Wenn der Vater danach arbeitet, ist das nicht so ein großes Thema. Das ärgert mich.
Ich fände ja, dass es eine gute Alternative wäre, wenn in fast jeder Firma ein Betriebskindergaten vorhanden wäre. Was würdet ihr davon halten, wenn das Kind im selben Gebäude betreut werden würde?
@ du bist Lehrerin oder? Hast du auch bei manchen Kindern den Eindruck, dass sie vielleicht früher in eine Fremdbedreuung sollten?
@blaukleid:
Die Tatsache, dass meist der Vater arbeiten geht und die Mutter zuhause bleibt, kommt auch daher, dass Männer meist mehr verdienen. Sollte es umgekehrt sein, dass die Frau ein höheres Gehalt hat, ist es von diesem Aspekt her nur logisch, dass sie arbeiten geht und er zuhause bleibt. Auch wenn das für mich persönlich nie in Frage kommen würde ;) einfach weil ich das so gerne machen würde, mich ums Kind kümmern.
Dass über Frauen blöd geredet wird, die arbeiten gehen, weil sie aufs Geld angewiesen sind, finde ich natürlich nicht ok. Aber auch hier finde ich, es kommt ganz drauf an, wie man es gestaltet, dass man trotzdem genug Zeit für sein Kind hat. Und da merkt man einfach ganz deutlich, ob jemand nicht auf sein Kind schaut, weils ihn einfach "net schert" und lieber unterwegs ist - oder ob man eben das Geld braucht oder auch den Job nicht verlieren will, und dann nach 6 oder 8 Stunden Arbeit sich aus vollem Herzblut trotzdem um sein Kind kümmert.
Zitat@ du bist Lehrerin oder? Hast du auch bei manchen Kindern den Eindruck, dass sie vielleicht früher in eine Fremdbedreuung sollten?
Ich denke du meinst mich? ;)
Nein, ganz im Gegenteil! Bei vielen Kindern habe ich den Eindruck, dass sie viel mehr Zuwendung, Geborgenheit, Konsequenz und Familienleben seitens ihrer Eltern brauchen, als sie es tatsächlich bekommen (haben)!
Mir tun die Kinder so leid, die seit 07:30 in der Schule sind und dann gleich anschließend noch bis 17:00 in der Nachmittagsbetreuung. Das sind fast 10 Stunden täglich!!! Wie viel Zeit bleibt dann noch zuhause fürs Familienleben? Vielleicht 3 Stunden reine Zeit. Das ist doch schrecklich...
Und auch hier sieht man den Unterschied (auch im Verhalten der Kinder!): ob ein Kind in der Betreuung ist, weil die Mutter alleinerziehend und vollzeit arbeitend ist und es einfach nicht anders geht, oder ob die Eltern gleich neben der Schule wohnen und an den meisten Tagen nachmittags eh daheim sind, aber scheinbar zu faul sind, ihren Pflichten nachzukommen und lieber alle "anstrengenden" Arbeiten anderen aufbrummen.
Und ja, in solchen und anderen Fällen maße ich es mir an, diese Eltern als Rabeneltern zu bezeichnen. Das posaune ich nicht herum, aber es ist sehr wohl meine Meinung.
Fakt ist, dass es ganz stark drauf ankommt, WIE Betreuung zu Hause abläuft. Besser 2 Stunden funktionierendes Familienleben, das Sicherheit, Liebe und Geborgenheit gibt, als Vollzeitbetreuung durch Eltern, denen es in dieser Rolle aus welchen Gründen auch immer nicht gut geht. Nicht jeder geht in der Elternrolle auf, nicht jeden erfüllt diese Rolle und das ist wirklich kein Grund, jemandem einen Vorwurf zu machen.
Dazu kennen wir die Hintergründe oft nicht, allein deshalb sollte man nicht vorschnell urteilen.
Viel Zeit bedeutet nicht gleich gute Betreuung.
Zitat von: nnblm am 08.12.2015 10:54
Viel Zeit bedeutet nicht gleich gute Betreuung.
Da gebe ich dir absolut recht!!! Entscheidend ist die Qualität der Betreuung!
Ich finde das Thema an sich spannend, weil es sehr emotional und polarisierend ist. Ich denke oft spielt es da auch mit rein, dass man sich selbst als "nicht gut genug" wahrnimmt und dann dazu neigt andere Rollenbilder und Rollenverteilungen abzuwerten, um sich selbst aufzuwerten. Ganz unbewusst.
Deshalb finde ich auch Ausstellungen wie "Rabenmütter" im Linzer Lentos hochspannend. Zu dem Thema hat fast jedeR eine Meinung :) Soziale Wirklichkeiten und individuelle Konflikte sind in der Ausstellung jedenfalls ab ungefähr 1900 dargestellt. Wen das interessiert, der sollte sich das wirklich anschauen!
Insegsamt halte ich es für gut, dass wir heute die Möglichkeit haben, optimalerweise gemeinsam mit dem Partner, aus verschiedenen Modellen das individuell passende auswählen zu können, unter Berücksichtigung der Persönlichkeit und den Bedürfnissen des Kindes oder der Kinder :)
Über diese Fernsehwerbung von wegen "Mütter werden nicht krank" könnte ich mich zB immer wieder aufregen. Von meinem Partner erwarte ich, dass er sich wenn irgendwann Kinder da sind, genauso einbringen wird wie ich. Egal wie wir die Aufgaben dann zwischen uns aufteilen werden.
Bei meinem ersten Kind bin ich nach 1,5 Jahren arbeiten gegangen - für mich war die Zeit, die ich mit ihm täglich verbrachte (und es hat sich nicht geändert, obwohl er mittlerweile fast 17 ist) sehr wertvoll und da gab es nur Mama/Sohn und sonst nix. Ich hab mir eine liebevolle Tagesmutter gesucht, bei der wir das Glück hatten, dass sie uns als "Familienmitglieder" gesehen hat und ich hatte nie das Gefühl, dass es meinem Kind an etwas fehlte - aber sehr oft ein schlechtes Gewissen, da ich ja nicht die "Vorzeigemom" war, die ihr Kind zB jeden Tag von der Schule abgeholt hat (zur Schule immer). Oft waren es aber genau solche Eltern, die mir dann gesagt haben, ich soll nicht immer an mir zweifeln - jeder macht es nach seiner Art und Weise und für jeden passt etwas anderes.
Ich habe aber oft gehört, was für eine Rabenmutter ich bin, dass ich zB Opa und Oma mit meinem Kind zum Fussballmatch schicke, da ich noch gearbeitet habe. Wie ich es machen kann, dass ich nicht mit der Schulklasse schwimmen gegangen bin etc.. Wie ich es mit meinem Gewissen vereinbaren kann, dass ich Vollzeit arbeite und mein Kind vernachlässige.
Ich war sogar soweit, dass ich mit meinem Kind bei einem Kinderpsychologen war, weil ich wissen wollte, ob ich meinen Kind schade.
Ich habe aus der ganzen Zeit gelernt, mir kein schlechtes Gewissen von irgendjemandem einreden zu lassen, nur weil ich es so mache, wie ich es mache. Ich hab einen wundervollen Sohn und bin mächtig Stolz auf ihn, wie er sich entwickelt hat. Ich würde es wieder so machen, sollte ich noch ein Kind bekommen - nur mit viel mehr Entspanntheit und den Satz "ich bin eine Rabenmutter? Okay - eure Ansicht, aber meinem Kind geht es gut. Er hat vll nicht eine Mom die ständig zu Hause ist, aber er hat eine, die sich freut ihr Kind zu sehen und die es geniest Zeit mit ihm zu verbringen.
ich finde das ist ein sehr diffiziles Thema, denn es ist oft für Außenstehende nur schwer zu beurteilen. Und nur weil jemand "eh daheim" ist, muss nicht zwangsläufig auch immer Zeit für's Kind sein-vielleicht ist der Elternteil daheim chron krank, vielleicht gibts zu pflegende Angehörige etc pp...-da kann Fremdbetreuung schon manchmal Gold wert sein.
Wie andere auch schon erwähnt haben es ist außerdem nicht die Zeit allein die man mit dem Kind verbringt, sondern schon auch ganz massiv die Qualität dieser Zeit, die Qualität des Zusammenseins. Was hat ein Kind von einer Mama die immer daheim ist, aber den ganzen Tag vorm Fernseher hockt? Da hat ein Kinderl dessen Mama arbeiten geht und sich vorher/nachher aber ganz bewußt um den Sprößling kümmert deutlich mehr davon.
Ob Mama oder Papa daheim ist, ist heutzutage sehr häufig nur noch eine wirtschaftliche Frage. Nachdem aber meist der Mann derjenige ist der das größere Einkommen heimbringt ist es für viele Familien schlicht nicht leistbar den Mann in Karenz gehen zu lassen. Zumal es halt von manchem Arbeitgeber immer noch nicht gern gesehen wird, und damit halt der Job ein bisserl auf der Kippe steht (Kündigungsschutz hin oder her...).
Als letzter Punkt ist für mich schon auch noch anzuführen, das Kindergarten und Krippe für ein Kinderl sehr wertvoll sind. Geht es rein nach meinem Empfinden so möchte ich für unser Kind so lang als möglich daheim sein. Bei uns kommt aber der Punkt dazu, dass es keine Geschwister gibt und auch in unserem näheren Umfeld keine auch nur halbwegs gleichaltrigen Kinder. Und schon allein aus diesem Grund wird mein Kind 100% in den Kindergarten gehen und ggf-so sie schon früher Spielpartner sucht, vielleicht auch mal Tageweise in eine Krippe oder zu einer Tagesmutti. Nicht weil ich mein Kind abschieben möchte sondern weil ich es für sehr wichtig halte den Kontakt zu andern Kindern von anfang an zu fördern. Ist doch schlimm wenn ein Kind immer nur an Mama's Rockzipfel hängt.
Von daher würde ich es mir nicht anmassen von außen zu beurteilen ob Eltern Rabeneltern sind nur weil das Kind schon früh in die Krippe geht, oder die Mama vielleicht bald wieder Vollzeit arbeiten geht/gehen muss. Rabeneltern zeichnen sich für mich viel mehr im Umgang mit ihren Kindern aus ;)
@ Zwetschgenmarmelade: Eigentlich hast du recht. Jetzt w die Diskussion zu dem Thema wirklich so interessant ist, sollten wir uns vielleicht alle gemeinsam die Ausstellung im Lentos Museum Linz ansehen und dort weiterdiskutieren ;D Weißt du wie lange es die noch gibt?
@Mephisto: Genau sowas meine ich!!! Das sind die gesellschaftlichen Vorurteile, die auch ich mitbekommen habe und die mir ungerecht erscheinen. Kaum besucht man nicht den Schwimmkurs mit dem Kind ist es so als ob man den ersten Schritt verpasst hätte. Ich kenne das auch noch aus meiner Zeit als Babysitterin. Auch da wurde man manchmal schräg angesehen, weil nicht die Mutter mitkam oder das Kind abgeholt hat.
Stchwort Tagesbetreuung in der Firma: Das geht natürlich nur in großen Firmen, obwohl die Idee an sich nicht schlecht wäre.
Zu guter Letzt noch ein eigenes Erlebnis, das zum Thema passt und mich irgendwie geprägt hat: Mein Chef und seine Frau nennen es Kinderdienst, wenn einer von beiden das Kind abholen muss. Es erscheint mir immer wie eine Last für den Chef, sobald er Kinderdienst hat und das Büro verlassen muss. Der freut sich dann überhaupt nicht und das ist echt schade für das Kind.